Peter Pan – Komm mit uns ins Nimmerland!

Peter Pan – Komm mit uns ins Nimmerland!

 

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars Biene Maja und Spongebob in der Bibliothek haben wir ein Projekt rund um die Hauptfigur der gleichnamigen Geschichte Peter Pan entwickelt.  Schwerpunkte des Projekts sind zum einen kindliche Entwicklungsthemen und zum anderen der Umgang mit und die Nutzung von digitalen Medien.

 

2. Theoretische Einbettung: Begriffsklärung

Fremd- und Selbstwahrnehmung

In der Schule haben Kinder viele Gelegenheiten sich mit anderen zu messen und zu vergleichen. Für Schulkinder ist es wichtig zu wissen, dass sich ihre Persönlichkeit nicht nur über ihre schulischen Leistungen definiert. Außerdem gewinnen Freundschaften und das Rollenverständnis an Bedeutung: „Wer bin ich?“, „Was kann ich gut?“ – das sind Fragen, die Kinder in diesem Alter beschäftigen. Eine verzerrte Selbstwahrnehmung ergibt ein verzerrtes Selbstbild. (vgl. Puls 2011, S.5f) Mit unserem Projekt wollen wir die Kinder stärken, sich selbst und andere wahr- und anzunehmen. Wir wollen einen Raum schaffen, in dem sich die Kinder ohne Scham und ganz frei selbst erproben und entdecken können. Sich selbst zu kennen ist der Ausgangspunkt  dafür, persönlich zu wachsen. Wie nehme ich mich selbst wahr? Was kommt an Feedback von außen? Wie will ich sein? (vgl. Puls 2011, S.5 f.)

Empathie

Empathie (Einfühlungsvermögen) ist eine Grundlage für soziales Verhalten. Sie entwickelt sich bereits im Kleinkindalter. Erziehung kann die Ausprägung zur empathischen Anteilnahme stark beeinflussen, indem man z.B. das Kind auf Gefühle anderer hinweist. Um ein Handlungsrepertoire zu entwickeln, suchen sich Kinder Vorbilder und sind in der Lage, empathische Reaktionen zu zeigen. (vgl. Goleman2015, S.127ff.) In unserem Projekt nehmen wir diesen Ansatz auf, wie wir später darstellen werden.

Bedeutung von digitalen Medien

Wir  leben in einer Mediengesellschaft. Die KIM-Studie, die den Medienumgang von 6- bis 13-jährigen Kindern untersucht, stellt fest, dass deutsche Familienhaushalte nahezu voll ausgestattet sind mit Medien aller Art. Die größte mediale Bindungskraft in der Kindheit hat der Fernseher. Medienkompetenz ist eine wichtige Grundlage um an Wissen und Informationen zu gelangen. Man muss Kinder nicht dazu überreden, sich diese Kompetenzen anzueignen, denn Kinder sind fasziniert von Medien und medialen Inhalten. Sie wollen diese begreifen und entdecken, wie auch andere interessante Dinge ihrer Welt. Das ist eine Chance, die es zu nutzen gilt. (vgl. Medienpägogischer Forschungsverbund Südwest, S.70 ff.)

3. Inhaltliche Darstellung des Projekts

Rahmen

Medien: 4 Tonbandgeräte, 4 Digitalkameras (für Fotos und Video), DVD-Player, Film: Peter Pan 2011 (überarbeitete Version von 2003)

Sonstiges: verschiedene Stoffe, Tonkarton (verschiedene Farben), 12 Scheren, vier Tacker, vier Klebstoff

Ort: Bibliothek (wenn möglich: abgetrennter Bereich)

Zeit: drei aufeinanderfolgende  Wochentage in den Ferien

Anzahl der Kinder: 12

Anzahl der Betreuer:  2 (eine Bibliothekarin, eine Kindheitspädagogin)

 

Ablauf

Für die Umsetzung unseres Projekts ist eine Ferienfreizeit angedacht, in der sich zwölf Kinder drei Tage lang intensiv kennenlernen können, und das gegenseitige Vertrauen Zeit und Raum hat zu wachsen. Wir möchten in unserem Projekt Gruppenarbeiten anbieten, in denen die Kinder in einem Team Projektideen entwickeln und verwirklichen können. In vier Gruppen, in denen sich jeweils drei Kinder finden können, besteht die Möglichkeit, dass eine Vielzahl an Ideen entstehen. Betreut werden die Kinder von einer Bibliothekarin und einer Kindheitspädagogin, um einerseits die fachlichen Kenntnisse der Bibliothekarin und andererseits das pädagogische Hintergrundwissen einer Kindheitspädagogin in diesem Projekt zu vereinen. Für die Umsetzung des Projektes sind drei Einheiten angedacht, damit die Kinder über einen längeren Zeitraum zusammen sein und als Team zusammenwachsen können. Da der Anspruch der Aufgaben im Laufe des Projekts steigt – zum einen im Umgang mit verschiedenen digitalen Medien (z.B. Digitalkamera, Tonbandgerät), zum anderen im Hinblick auf Sozialkompetenz, Körpergefühl, Selbst- und Fremdwahrnehmung – sind wir überzeugt, dass hier eine gute Teamentwicklung wichtig ist.

Um allen Kindern die Geschichte von Peter Pan näher bringen zu können, möchten wir in der ersten Einheit den Film von Peter Pan gemeinsam anschauen. Das Wissen über den Verlauf dieser Geschichte bildet einen Grundstein unseres Projektes, das auf der Geschichte von Peter Pan aufbaut. Die Kinder können sich in die verschiedenen Protagonisten einfühlen, Vorbilder finden oder sich mit den Figuren vergleichen. Die Geschichte von Peter Pan bietet die Möglichkeit, Themen wie Fremd- und Selbstwahrnehmung, Empathievermögen und die Unterscheidung zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu vereinen. Die Projektteilnehmer können sich in einem sicheren Rahmen ausprobieren (z.B. Gefühle zeigen, kreativ sein), sich selbst und die Gefühle anderer wahrnehmen und Hemmungen bezüglich digitaler Medien abbauen.

Das Setting der Peter Pan-Geschichte besteht einerseits aus Wendys Kinderzimmer, das für uns die Realität darstellt. Zum anderen spielt die Geschichte im Nimmerland, welches ein fantastischer Ort ist, der für uns die Fiktion darstellt. Im Verlauf der Geschichte vermischen sich beide Settings, da die fiktive Figur Peter Pan das reale Mädchen Wendy und ihre Brüder besuchen kommt und sie schließlich mit in das Nimmerland nimmt. In unserem Projekt möchten wir die Kinder ebenfalls mit ins Nimmerland nehmen. Dieser Ort soll im Projektkontext ein Ort sein, an dem sich die Kinder im Hinblick auf das soziale Miteinander, Fremd- und Selbstwahrnehmung erleben, die Entstehung und Umsetzung von Ideen und digitale Medien ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln können.

Jede Projekteinheit  möchten wir mit einer Kennenlernrunde bzw. einem Einstiegsspiel  beginnen. Kennenlernspiele helfen anfängliche Ängste und Hemmungen abzubauen, einander kennenzulernen und zu vertrauen. Eine Atmosphäre, in der sich die Teilnehmer angenommen und willkommen fühlen, ist wichtig, damit sie aus sich herauskommen und sich selbst ausprobieren können. (vgl. Halbig/Wehnert  1997, S. 9f.) Da die Projekteinheiten morgens beginnen, möchten wir gemeinsam in den Tag starten. Dazu gehört für uns z.B. ein gemeinsames Frühstück, das das Zusammengehörigkeitsgefühl zusätzlich stärken kann.

Zudem ist es uns wichtig, während des gesamten Projekts flexibel zu sein, um nach den Bedürfnissen der Kinder handeln zu können. In diesem Kontext ist es für uns von besonderer Bedeutung, dass während der Projekteinheiten einzelne Pausen beliebig oft eingesetzt werden können und sollen. Bewegungspausen sind uns hier deshalb so wichtig, da sich Menschen nur für einen gewissen Zeitraum konzentrieren können. (vgl. Kinderturnstiftung Baden-Württemberg c/o Schwäbischer Turnerbund e.V. (STB) o. J.) Ein Spiel zwischendurch lockert zum einen die Atmosphäre auf, zum anderen können die Kinder sich auspowern und abschalten, um sich dann wieder auf das Projekt konzentrieren zu können.

 

Erste Projekteinheit

  • Kennenlernrunde (Kennenlernspiel)
  • Gemeinsames Frühstück
  • Film anschauen: Peter Pan
  • Ausklang (individuell anpassen, möglicherweise Bewegungsspiel)

 

Zweite Projekteinheit

  • Kennenlernspiel
  • Gemeinsames Frühstück
  • Aufnahmen mit Tonbandgerät (nachgesprochene Filmszenen oder selbstausgedachte Inhalte)
  • Gegenseitiges Fotografieren, Impuls: Auswahl an möglichen Emotionen, die in selbstausgedachte Geschichte integriert werden können
  • Ausklang (individuell anpassen, möglicherweise Bewegungsspiel)

 

Für die Aufnahmen mit dem Tonbandgerät dürfen sich die Kinder in Dreiergruppen zusammenfinden. Jede Gruppe bekommt ein Tonbandgerät, mit dem entweder einzelne Szenen aus dem Film nachgesprochen und aufgenommen oder selbstausgedachte Dialoge zwischen den Figuren aus Peter Pan aufgenommen werden. Auf diese Weise können die Kinder ihre Stimme erproben, indem sie diese verstellen und dann mit Hilfe des Tonbandgerätes hören, wie sie klingt. Im Austausch kann besprochen werden, wie die Kinder ihre einzelnen Stimmen wahrnehmen, und welche Gefühle in ihnen dabei hervorgerufen werden.

Anschließend bekommen die Kinder die Aufgabe, sich gegenseitig zu fotografieren. Jedes Kind soll verschiedene Emotionen nachstellen – Freude, Trauer, Erstaunen und Wut – die sie herausfordern aus sich herauszukommen, verschiedene Mimiken zu erproben und Neues zu wagen und zu entdecken. Emotionen sind Gefühle, die durch unterschiedliche Situationen ausgelöst werden, verändern Körperhaltung und Gesichtsausdruck, damit wird den Kindern verdeutlich, wie sich Emotionen äußern können – eine entscheidende Grundlage für die Entwicklung von Empathievermögen. (vgl. Wertfein 2007, S. 9)

Währenddessen oder abschließend sollen Dialoge und Reflexionsprozesse initiiert werden: Wie habe ich mich selbst wahrgenommen? Wie wirkt die vorgegebene Emotion auf andere? Welche Gefühle wurden dabei in mir ausgelöst? Die Fotos der Kinder werden von den Betreuer_innen am Abend ausdgedruckt und am nächsten Tag wieder mitgebracht.

 

Dritte Projekteinheit

  • Kennenlernspiel
  • Fotogeschichte vom Vortag präsentieren
  • Verkleidungs- und Bastelmaterialien nutzen, Requisiten erstellen, Setting einrichten
  • Szenendreh (nachgestellt oder selbst ausgedacht)
  • Abschlusspräsentation
  • Freispiel
  • Verabschiedung

 

Die Bilder vom Vortag werden in einer Bildergeschichte zusammengeführt und vorgestellt. Dadurch haben die Kinder rund um die am Tag zuvor nachgestellten Emotionen (Freude, Trauer, usw.) erprobt, wie Gefühle entstehen bzw. wechseln können. Zudem konnten die Kinder feststellen, welche Wirkungen Emotionen auf andere, aber auch auf sie selbst haben können. Anschließend bekommen die Kinder Verkleidungsmaterial bereitgestellt, dürfen sich aus verschiedenen Stoffen ein Outfit basteln, ein Setting erstellen und eine Szene rund um Peter Pan filmen. Ob eine Szene aus dem Film nachgestellt oder ob eine eigens überlegte Szene entwickelt wird, ist hierbei den Kindern selbst überlassen. Wichtig ist uns, dass die Kinder mit der Geschichte und den Personen rund um Peter Pan in Beziehung treten, indem sie sich überlegen, welche Mimik, Gestik und Dialoge in der ausgewählten Szene vorkommen sollen. In einer Abschlusspräsentation können die Szenen bei Bedarf den anderen Kindern vorgestellt werden.

4. Reflexion

Wie wir auf Peter Pan gekommen sind

Da ein Großteil der Seminare in der Stadtbibliothek Ludwigsburg stattfanden, gingen wir in die Medienabteilung für Kinder, um uns dort inspirieren zu lassen. Dort stießen wir auf Peter Pan, der spannende Abenteuer in der Fantasiewelt Nimmerland erlebt. Aus unserer Erfahrung in der Arbeit mit Kindern wissen wir, dass Fantasie-Geschichten sehr beliebt bei Kindern sind. Als wir uns näher mit dem Inhalt der Geschichte auseinandersetzten, fielen uns die Gegensätzlichkeiten von Realität (verkörpert durch die Figur Wendy) und Fiktion (durch Peter Pan) auf: Auf der einen Seite steht Wendy, die auf dem Weg ist, erwachsen zu werden und gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen. Auf der anderen steht Peter Pan, ein Junge, der nicht erwachsen werden will. Jede der beiden Figuren nimmt sich selbst und die jeweils andere Figur auf verschiedene Weise wahr. Ausgehend von dieser Geschichte kamen wir auf das für Kinder auch im Alltag bedeutsame Thema Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Während der gemeinsamen Abenteuer im Nimmerland treffen die Vorstellungen, die die zwei Hauptfiguren jeweils vom Leben haben, aufeinander, und Wendy entschließt sich, in die reale Welt zurückzukehren. Peter Pan ist anfangs enttäuscht und wütend, doch er akzeptiert Wendys Entscheidung. An dieser Stelle kommt das Thema Einfühlungsvermögen besonders zum Tragen. Wie im Projektablauf erklärt, werden Selbst- und Fremdwahrnehmung durch die Aufnahmen verschiedener Stimmen und der Produktion kleiner Filmszenen gefördert. Die Geschichte von Peter Pan bietet hier viele Möglichkeiten, da die Personen Peter Pan, Wendy und Captain Hook sehr unterschiedliche Charaktere haben, und das Nimmerland ein aufregender Ort ist. Ausgehend von der Geschichte und den daran anknüpfenden Projektinhalten lässt sich die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder unterstützen.

 

5. Literaturverzeichnis

Kinderturnstiftung Baden-Württemberg c/o Schwäbischer Turnerbund e.V. (STB): Bewegungspausen wissenschaftlich betrachtet (o. J.): http://www.kinderturnstiftung-bw.de/bewegungspausen-wissenschaftlich-betrachtet?page=show (abgerufen am 16.01.2015).

Halbig, Johannes/Wehnert, Reinhard (1997): Spielwiese. Kennenlern- und Kommunikationsspiele. Mainz. Matthias-Grünewald-Verlag.

Goleman, Daniel (2015): Emotionale Intelligenz. München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.S. 127-132.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2015): Kim-Studie 2014. Kinder + Medien. Computer + Internet. Stuttgart.

Puls, Sandra (2011): Selbstwertgefühl von Kindern stärken. Einfache Übungen für Grundschüler mit und ohne Lernschwäche. Care Line.

Schnotz, Wolfgang (2011): Pädagogische Psychologie, Kompakt. Weinheim Basel. Beltz Verlag. URL: http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html (Zugriff: 06.03.2016)

Wertfein, Monika (2007): Emotionale Entwicklung und elterliche Förderung. Im Vor- und Grundschulalter: Saarbrücken. VDM Verlag Dr. Müller.