Audiovisuelles Memory

Audiovisuelles Memory

von Irina Hienerwadel, Tanja Strobel und Alisa Silberhorn

 

Unser Projekt ist geeignet für:

Eine Gruppe von 5 bis 15 Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren mit 1 bis 3 pädagogischen Fachkräften, welche einen Abschluss im frühpädagogischen Bereich haben, oder auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen, welche z.B. in Flüchtlingsunterkünften etc. tätig sind.

Dauer: Für das Projekt vorgesehen sind zwei Tage mit je vier Stunden.

Für das Projekt werden folgende Dinge benötigt:

  • CD-Player
  • Vier bis sieben Fotoapparate (von Vorteil wären Polaroidkameras, weil die Bilder dann gleich ausgedruckt werden, und die Kinder ihre Produkte gleich anschauen können. Gut wäre aber auch ein PC mit Drucker, an dem die Bilder ausgedruckt werden können.)
  • Vier bis sieben Tonaufnahmegeräte

Die Geräte könnten zum Beispiel in einem örtlichen Kreismedienzentrum ausgeliehen werden. Dafür würde sich ein Ausflug mit den Kindern anbieten, da diese so gleich einen Teil der Stadt kennenlernen würden und die Möglichkeiten des Medienzentrums aufgezeigt werden. Gut wäre hier eine Kooperation mit einer Schule, da Schulen – zumindest in Baden-Württemberg – in der Regel in den Medienzentren Geräte kostenlos ausleihen können (siehe: http://www.lmz-bw.de/landesmedienzentrum/medienzentren.html)  Eine weitere Alternative wäre, die Geräte durch einen Spendenaufruf zu erlangen. Dabei bezieht sich die Geräteanzahl auf die Gruppengröße, sodass jede Kindergruppe einen Fotoapparat und ein Tonaufnahmegerät hat. Hinweise zu Geräten, die sich für Medienprojekte eignen, finden Sie hier: http://www.ohrenspitzer.de/fileadmin/Fuer_Ohrenspitzer_BaWue/Produzieren/Aktive_Audioarbeit/Technische_Hinweise_-_aktive_Audioarbeit.pdf

Der Erkundungsort und die Erkundungsgegenstände werden von den Kindern selbst ausgewählt.

Projektdurchführung:

Ziel unseres Projektes ist es, mit den Kindern ein audiovisuelles Memory zu erstellen. Hierbei werden von den Kindern mit Hilfe von Audiogeräten und Kameras an selbstgewählten Orten verschiedene Aufnahmen gemacht, die später in ein Spiel integriert werden.

Zu Beginn des ersten Tages wird den Kindern eine Einführung zu den Geräten gegeben. Es wird ihnen gezeigt, was sie mit den Geräten machen können und wie sie funktionieren. Dazu bietet es sich an, sich mit den Kindern in einen Kreis zu setzen, die Geräte vorzustellen und ihnen die Funktionen der Geräte vorzuführen. Anschließend wird den Kindern Zeit gegeben die Geräte kennenzulernen, selbst auszuprobieren und Aufnahmen zu erstellen. Dadurch sammeln die Kinder Erfahrungen im Umgang mit Medien, wodurch ihre Medienkompetenzen in der Mediennutzung erweitert werden. Danach können die Kinder sich selbstständig in Kleingruppen zusammenfinden. Wenn nötig könnte dies von der pädagogischen Fachkraft durch ein Spiel unterstützt werden. Dabei könnten sich Kinder mit gleichem Alter, gleicher Lieblingsfarbe, usw. zusammenfinden. Alternativ könnte ausgezählt werden. Jede Gruppe wird mit mindestens einer Kamera und einem Audiogerät ausgestattet.

Anschließend wird mit den Kindern an einen naheliegenden Platz im Ortsteil gelaufen. Dafür würde sich zum Beispiel ein Naturgebiet, Orte von denen Kinder sprechen oder die sie selbst erkunden möchten anbieten. Hilfreich könnte ein gemeinsamer Spaziergang im Stadtteil sein, bei dem die Kinder verschiedene Orte erkunden können.

Dort können die Kleingruppen im Austausch miteinander das Gebiet zusammen erkunden und erste Aufnahmen erstellen. Nach den ersten Erprobungen und selbstgemachten Aufnahmen der Kinder, erklären die pädagogischen Fachkräfte das Ziel des Projektes. Es sollen Fotos mit jeweils passenden Audioaufnahmen erstellt werden.

Beispiele hierfür:

Bach mit Wassergeräusche, Laub mit Laubgeräuschen

Stöcke und Stockgeräusche (aufeinanderschlagen)

Natur mit verschiedenen Tieren und ihre Geräusche

Baustellen mit Baufahrzeugen

Spielplatz mit Spielgeräten

Bauernhof, Bahnhof, Schwimmbad

gegebenenfalls Kooperation mit Gärtnerei, Bäckerei usw.

Dabei sollte der Kreativität der Kinder keine Grenzen gesetzt werden. Es ist wichtig, die Interessen der Kinder aufzugreifen und sie in ihren Ideen zu unterstützen.

Projekthinweis: Bei den Fotoaufnahmen sollte darauf geachtet werden, dass nicht gegen die Persönlichkeitsrechte verstoßen wird. Nicht alle Gegenstände dürfen ohne Erlaubnis fotografiert werden. Infos hierzu gibt es u.a. hier: https://irights.info/wp-content/uploads/2014/07/Nicht_alles_was_geht_ist_auch_erlaubt_Broschuere-iRightsinfo-Klicksafe.pdf.

Falls keine passende Audioaufnahme zu einem Foto gemacht werden kann, können die Kinder das Geräusch selbst nachahmen und aufnehmen. Auf der Internetseite: http://www.ohrenspitzer.de/materialien/geraeusche/ gibt es zum Selbsterstellen von Geräuschen hilfreiche Tipps.

Nach einigen erstellten Aufnahmen der Kinder wird gemeinsam wieder in die Einrichtung gegangen. Zum Abschluss des ersten Tages werden in einem Stuhlkreis gemeinsam die Fotos und Tonaufnahmen auf den Geräten angeschaut bzw. angehört. Es würde sich anbieten, dass die jeweiligen Kleingruppen ihre Aufnahmen selbst präsentieren und dazu erzählen. Als Anregung könnte die Fachkraft nach den Erfahrungen der Kinder mit den Geräten und dem Erstellen der Aufnahmen fragen.

Am zweiten Tag zeigen die Fachkräfte wie das Memory gespielt werden kann. Die Fachkraft sollte bis zum zweiten Tag die Bilder ausgedruckt haben und die Tonaufnahmen auf CD gebrannt haben. Als Einstieg können die ausgedruckten Bilder und die Tonaufnahmen erneut gemeinsam angeschaut und angehört werden.

Danach findet das erste gemeinsame Memory- Spiel in der Großgruppe mit dem selbsterstellten Material statt. Es werden alle Fotos in die Mitte gelegt und die Audioaufnahmen nacheinander abgespielt. Die Kinder ordnen dann das passende Foto der Audioaufnahme zu. Während des Spiels sollte den Kindern Raum gegeben werden, um sich über Entdeckungen und Erfahrungen auszutauschen.

Später kann das selbsterstellte audiovisuelle Memory als Spielmaterial frei zur Verfügung gestellt werden. Eine weitere Idee wäre, eine Ausstellung für die ganze Einrichtung mit den Aufnahmen zu veranstalten. So könnten die Kinder mit anderen über ihr Projekt ins Gespräch kommen.

Anregungen für weitere Audioprojekte können Sie hier finden:

http://murle-murmelt.de/hoerspiele-produzieren-wie-ihr-eine-geraeuschelandkarte-erstellt/

Spielverlauf:

Die selbstgemachten Fotoaufnahmen werden z.B. in die Mitte eines Stuhlkreises verdeckt auf den Boden gelegt und vermischt. Die Kinder setzen sich in einen Stuhlkreis. Das Spiel beginnt, indem die Fachkraft eine Tonbandaufnahme ihrer Wahl mit dem CD-Player vorspielt. Die Kinder sind nun an der Reihe und überlegen sich, welche Fotoaufnahme zu der jeweiligen Tonbandaufnahme passt. Dies wird so oft durchgespielt, bis alle Fotoaufnahmen richtig zusammengefunden wurden. Hat ein Kind eine richtige Tonbandaufnahme einer Fotoaufnahme zugeordnet, darf es diese behalten und bei sich unter den Stuhl legen. Dies bedeutet dann, dass das Kind einen Punkt erreicht hat. Es hat das Kind gewonnen, welches am Schluss am meisten Fotoaufnahmen zusammengefunden hat.

Medienpädagogischer Hintergrund:

Mittels medienpädagogischer Projekte werden Kinder zu einer aktiven Tätigkeit im Umgang mit Fotoapparat und Tonaufnahmegerät motiviert. Sie lernen in der Auseinandersetzung mit sich, Anderen und ihrer Umwelt sich gegenseitig auszutauschen, Erfahrungen mitzuteilen, sich abzusprechen und Erlebnisse zu reflektieren. Dadurch werden wichtige Sprachkompetenzen der Kinder gefördert. Durch die eigenständige Erkundung der Umgebung mithilfe der Medien werden vielseitige Sinne (auditive, taktile, visuelle, olfaktorische, gustatorische Wahrnehmung) der Kinder angeregt und dienen als Basis von Lernerfahrungen in verschiedenen Bildungsbereichen, wie zum Beispiel im Bereich Sprache, Sinne, Körper, Denken (vgl. Orientierungsplan 2011).

„Kinder erleben beim aktiven Prozess des Wahrnehmens die Welt in ihrer Differenziertheit, versuchen sich darin zu orientieren und sie zu begreifen.“ (Orientierungsplan 2006)

Sie lernen miteinander und voneinander. In unserem Projekt wird den Kindern die Möglichkeit gegeben sich in einem aktiven Prozess mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Sie wählen selbstständig nach Interesse ihre Erkundungsgegenstände aus. Da die Kinder ihrem Interesse nach Handeln können, sind sie motiviert und angeregt zu kommunizieren. Dabei entsteht ein kommunikativer Austausch in der gesamten Gruppe. Dadurch wird den Kindern die Möglichkeit gegeben, sich über ihre Interessen und Vorstellungen der Welt auszutauschen. Dies kann sowohl verbal, als auch nonverbal durch die Fotos geschehen (vgl. Orientierungsplan 2011).

Nach Norbert Neuß brauchen Kinder „vielfältige Gelegenheiten zu sinnlich-wahrnehmbaren Welterfahrungen, Zeit und Raum zum Erforschen, Experimentieren, Ausprobieren und Erleben innerhalb unterschiedlicher Erfahrungsfelder von Alltag, Kunst, Musik und Medien, Kultur und Natur, um Kompetenzen im Bereich der Medien zu erlangen.“ (Hönes 2011)

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse ist es sinnvoll unser Projekt in verschiedensten pädagogischen Einrichtungen durchzuführen, da den Kindern die Möglichkeit gegeben wird selbst Erfahrungen im Umgang mit Medien, Sprache und ihrer Umgebung zu machen. Dabei dienen diese Primärerfahrungen immer als Grundlage für Sekundärerfahrungen. (vgl. Schäfer 2007)

Dies gilt besonders für eine interkulturelle Gruppe, für deren Mitglieder ihre Umgebung noch neu ist. Unser Projekt ist deshalb super geeignet, um mit den Kindern gemeinsam den Stadtteil zu erkunden.

Literatur:

  • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg (2006): Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten – Pilotphase. Berlin: Cornelsen.
  • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg (2011): Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten. Freiburg/Basel/Wien: Herder Verlag.
  • Schäfer, Gerd E. (2007): Das Kind in der Bildungswelt – Medienhandeln in der frühen Kindheit. In: Theunert, Helga (Hrsg.). Medienkinder von Geburt an. München: kopaed.
  • Hönes, Jiri (2011): Medienbildung früh beginnen. Interview mit Prof. Dr. Norbert Neuß. Online in: lmz-bw.de/medienbildung/aktuelles/mediaculture-blog/blogeinzelansicht/2011/medienbildung-frueh-beginnen-interview-mit-prof-dr-norbert-neuss.html (abgerufen am 25.01.2016).