…und es hat zoom gemacht
Mit Corona sind wir plötzlich alle mittendrin und scheinen nicht mehr anders zu können: zoomen, webexen, skypen. In meinem Online-Vortrag, den ich im November 2020 auf einer Fachtagung des Instituts für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz gehalten habe, beschäftige ich mich unter anderem mit der Frage, was wir in digialen Räumen gestalten, aber auch was da möglicherweise gestaltet wird, ohne dass wir Einfluss nehmen können.
Nach Harald Gapski zeichnen sich die digitalen Umwelten, in denen wir kommunizieren, vor allem dadurch aus, dass der Computer uns in ihnen nicht „als ein greifbares Werkzeug gegenüber[steht], auch wenn die Faustkeil-artige Griffigkeit eines Smartphones diese Interpretation nahelegen mag. Entscheidend sind vielmehr die unsichtbaren Vernetzungen in die Cloud und die Prozesse ›intelligenter‹ Datenauswertungen im Hintergrund. Dies sind die neuen Umwelten, in denen wir kommunizieren.“ (Gapski 2017, S. 39)
In diesem Zusammenhang kritisiert Gapski die in vielen aktuellen Debatten vorherrschende Forderung, dass jede und jeder von uns vor allem individuelle Medienkompetenz zu entwickeln hat, die verdeckt, dass es vor allem um Strukturen geht. Gleiches passiere »durch die Rede von der Werkzeugbeziehung des Menschen zum Medium. Im Umgang mit diesem Werkzeug sollte der Einzelne ›fit sein‹. Diese einfache Beziehung löst sich durch die Allgegenwärtigkeit digitaler Umwelten zunehmend auf.« (A. a. O., S. 37)
Literatur
Drucker, Johanna & Haas, Annika (2017). Digital Humanities als epistemische Praxis. Zeitschrift für Medienwissenschaft, 16(1)/2017. S. 114-124.
Gapski, Harald (2017). 1.0, 2.0, 2.0 und 4.0 – und was zählt die Medienbildung? In: Eder, Sabine; Mikat, Claudia & Tillmann, Angela (Hg.). Software takes command. Herausforderungen der ›Datafizierung‹ für die Medienpädagogik in Theorie und Praxis. München: kopaed. S. 35-48.
Jörissen, Benjamin (2016). „Digitale Bildung“ und die Genealogie digitaler Kultur: historiographische Skizzen. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 25/2016. S. 26-40.
Jörissen, Benjamin & Unterberg, Lisa (2019). Digitalität und kulturelle Bildung. In: Jörissen, Benjamin; Kröner, Stephan & Unterberg, Lisa Hrsg.). Forschung zur Digitalisierung in der Kulturellen Bildung. Online unter: https://www.kubi-online.de/sites/kubi8/files/documents/Joerissen_Kroener_Unterberg_2019_Forschung_zur_Digitalisierung.pdf. S. 11-24.
Laing, Ronald D. (1983). Die Stimme der Erfahrung. Erfahrung, Wissenschaft und Psychiatrie. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
Scholz, Gerold (1994). Die Konstruktion des Kindes. Über Kinder und Kindheit. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Scholz, Gerold (2005). Ökonomisierung des Lernens – ein Essay als Collage. In: Westphal, Kristin (Hrsg.): Zeit des Lernens. Perspektiven auf den Sachunterricht und die Grundschulpädagogik. Beiheft Nr. 2 von widerstreit-sachunterricht.de 2005. Frankfurt a. M. S. 67-96.
Stoller, Matt (2020). Ausbruch aus der digitalen Knechtschaft? In: Blätter für deutsche und internationale Politik 2/2020. S. 97-102.
Schüttpelz, Erhard (2006). „Die ältesten in den neuesten Medien. Folklore und Massenkommunikation um 1950“, in: Navigationen. Zeitschrift für Medien-und Kulturwissenschaften(„Medieninnovationen und Medienkonzepte 1950/2000“), S. 33-46. Online unter: http://www.uni-siegen.de/phil/medienwissenschaft/personal/lehrende/schuettpelz_erhard/literatur/schuettpelz_navigationen_2006.pdf