Kreative Wandgestaltung

Kreative Wandgestaltung

Eine Idee aus dem Wintersemester 2015/2016

Dieser Beitrag beschreibt einfach und pädagogisch begründet die Umsetzung eines Projektes zur gemeinschaftlichen Wandgestaltung in einer Unterkunft für geflüchtete Familien, in denen Kindern die Möglichkeit gegeben werden soll sich Räume handelnd anzueignen.

Pädagogischer Nutzen

  • Sprachförderung

Die gemeinsame Wandgestaltung schafft Sprachanlässe und regt zu eigenem Ausdruck an. Der Austausch mit anderen steigert das Selbstwertgefühl und trägt zur Persönlichkeitsbildung bei. (vgl. BMFSFJ, Frühe Chancen)

  • Integration

Die Vielfalt der Kulturen aber auch jeder einzelnen Person wird nicht beiseite gedrängt, sondern wird als Potenzial und Ressource erkannt. Die gemeinschaftliche Aktion bietet Kommunikationsanlässe und regt zur Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur an. Darüberhinaus soll das Zusammenleben mit unterscheidlichen Persönlichkeiten und Hinergründen unterstützt, Diskriminierung abgebaut und Beteiligung ermöglicht werden (vgl. Filtzinger 2014).

  • ästhetische Bildung

In gestalterischen Prozessen sollen sich die Beteiligten als selbstwirksam erleben und ihre Erfahrungen bildnerisch darstellen und verarbeiten (van Dieken 2012). Die abstrakte Begegnung mit der Realität kann dabei als genussvoll erlebt werden und ermöglicht neue Eindrücke (vgl. Duncker 2009).

  •  Teilhabe und Mitbestimmung

Kinder begreifen sich als aktive Konstrukteure ihres Lebens, ihres Weltbildes und ihres Denkens. Daher nehmen wir an, dass es wichtig ist, ihnen die selbstständige Gestaltung ihres Alltags zu ermöglichen und ihnen Raum für eigenständige Entscheidungen und Verantwortung zu geben (Henneberg et. al. 2008).

Ideen und Vorschläge für geeignete Materialien

  • Wandfarbe (Baumarkt)
  • Pinsel, Walzen in verschiedenen Größen (Baumarkt)
  • Abdeckfolie (Baummarkt)
  • Klebeband (Baumarkt)
  • mögliche Vorlagen oder Motive die man z.B. mit dem Beamer an die Wand projizieren kann (eigene Ideen, Fotos, Internetrecherche*, Bücher)
  • Malerkittel (alte T-Shirts)

! Vorab empfiehlt es sich die baurechtlichen Bestimmungen mit dem dafür Verantwortlichen abzuklären. Da die Wandgestaltung jedoch nach Bedarf wieder rückgängig gemacht werden kann, wird dies meist gestattet.

Allgemeine Fragen bezüglich der Projektplanung

  • WER? Anzahl und Alter aller Mitwirkenden (Kinder, Familien, Mitarbeiter)
  • WO? zu gestaltenden Raum oder Räume gemeinsam auswählen
  • WAS? gemeinsame Diskussion über die Art und Weise der Gestaltung
  • WANN? Zeitraum festlegen (abhängig von Personen, Ort und Alltag)
  • WELCHE MITTEL? Finanzierung klären (Spenden)

Konkrete Tipps zur Umsetzung

Generell ist es wichtig, die oben genannten Ziele sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung im Blick zu behalten. Um zu gewährleisten, dass viele Kinder und deren Familien von dem Projekt profitieren können, gilt es einige grundlegende Dinge zu beachten.

  • stets mit den Kindern und den Familien in den kommunikative Austausch treten

Dies betrifft alle Aspekte der Planung sowie der Durchführung. Gemeinsam wird durch demokratisches Abstimmen entschieden, was gemacht werden soll, wo es stattfinden soll und wie eine gute Zusammenarbeit gelingen kann.

  • altersunabhängige Projekte entwickeln

Darauf achten, dass möglichst alle Generationen die Chance haben, an dem Projekt mitzuwirken und sich entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten einbringen können.

  • Freiwillige Teilnahme gewährleisten

Das Projekt stellt für alle ein freiwilliges Angebot dar. Niemand soll gezwungen werden. Besser ist es die Motivation aller zu wecken, indem man ihnen die Möglichkeit gibt selbst tätig zu werden und ihre Umgebung nach ihren Wünschen zu gestalten.

  •  Projekt dokumentieren

Es bietet sich an den Entstehungsprozess oder aber auch das Ergebnis fotografisch zu dokumentieren und damit schöne Erinnerungen an ein gemeinschaftliches Erlebnis festzuhalten. Diese wiederum dienen als weitere Erzähl-und Erinnerungshilfe und regen damit den Sprachgebrauch an. (vgl. Neuß, 2004)

Ideen für Wandmotive

Bildquelle: http://www.schule-bw.de/beteiligte/stiftungen/kreativ/Hauptschulhof/Hauptschulhof-Bilder/Bild73.jpg

  • Motive aus dem Herkunftsland (Tiere, Landschaften, Flaggen, Märchenfiguren, Lebensmittel – aus der jeweiligen Heimat)
  • Schattenbilder (Umrisse des eigenen Körpers mit Hilfe von Licht an die Wand projizieren und nachmalen)
  • „Von Künstlern klauen“ (bei einem Ausflug in die Bibliothek Kunstbände ausleihen und Lieblingsmotive an die Wand malen)

Wir hoffen, dass dieser Beitrag nun viele begeisterte Nachahmer findet, die dieses großartige und simple Projekt in die Tat umsetzen wollen.

Viel Spaß und viele schöne gemeinsame Momente!

Ihre PH-Studentinnen aus der Frühpädagogik

 

*kindgerechte Suchmaschinen: blinde-kuh.de / frag-finn.de

Literatur:

BMFSFJ: Frühe Chancen http://www.fruehe-chancen.de

Derman- Sparks, L. (1989): Kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten kennenlernen. www. situationsansatz.de.

Duncker L. (2009): Kindliches Lernen und ästhetische Erfahrung. In: Duncker, L. et al. Bildung in der Kindheit. Das Handbuch zum Lernen in Kindergarten und Grundschule. Hannover.

Filtzinger, O. (2014): Interkulturelle Öffnung in Erziehung und Bildung. In: Mayer, C.H.; Vanderhaiden E. Hrsg. Handbuch interkulturelle Öffnung. Grundlagen, Bestpractice, Tools. Göttingen.

Henneberg, R. et. al. (2006): Freinetpädagogik in der Kita. Selbstbestimmtes Lernen im Alltag. Seelze-Velber.

Neuß, N. (2004): Medienbildung als eigenständiges Lern- und Themenfeld www.dr-neuß.de.

Van Dieken, C. (2012): Was Krippenkinder brauchen. Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren, Freiburg.