Babymassage als Türöffner für Kommunikation – Eine Projektanregung
Eine Idee aus dem Wintersemester 2015/2016
Nach einem Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft und einem Gespräch mit den Sozialpädagogen und ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort, kristallisierte sich dort der Wunsch nach einem Angebot für frisch gebackene Mütter und deren Kinder heraus. Die Frauen bringen ihre Kinder unter Umständen nach einer langen beschwerlichen Flucht, in einer fremden Kultur zur Welt. In den Unterkünften mit nur wenig Privatsphäre kann es teilweise schwierig sein, zur Ruhe zu kommen und entspannt und isoliert Zeit mit dem Kind zu verbringen.
Die Idee – Babymassagen
Um dieses Angebot durchführen zu können, sollen zunächst einige organisatorische Fragen beantwortet werden:
Welche räumliche und personelle Situation muss vorhanden sein?
Um Babymassagen anzubieten liegt es nahe, eine ausgebildete Hebamme um Hilfe zu bitten. Aber auch Frauen, die bereits einen Kurs besucht haben oder sich in der Lage fühlen, den anderen Müttern eine kurze Anleitung zu geben, können die Position einer „Gruppenleiterin“ einnehmen.
Um das Ziel eines Raumes der Ruhe, der Zweisamkeit und des Austauschs zu ermöglichen, wäre ein separater Raum eine optimale Voraussetzung. Hierfür kann auch bei den Gemeinden nachgefragt werden, wenn ein solcher Raum nicht in der Flüchtlingsunterkunft vorhanden ist. Der Raum sollte zudem beheizt sein, damit die Kinder während der Massage nicht frieren. Auch die Raumgröße spielt eine wichtige Rolle für eine angenehme Atmosphäre. Um jeder Frau genügend Platz zu ermöglichen, sollte unseres Erachtens grob mit 3m² pro Person gerechnet werden. Das bedeutet bei einer Gruppengröße von 10 Teilnehmerinnen (+ Gruppenleitung) sollte der Raum ca 33m² groß sein.
Welche Materialien werden benötigt?
Für die Projektdurchführung werden, neben den räumlichen Gegebenheiten, noch einige Materialien benötigt. Hierzu zählen:
- Yoga-, Fitness- oder Gymnastikmatte
- Baby- oder Massageöl
- Handtücher, Decken
- Fotoapparat
Zur Veranschaulichung und zur Erinnerung kann am Ende jedes Treffens (oder beim nächsten Treffen) ein Plakat oder Poster mit Bildern und Fotos von den Massagen gestaltet werden. Ob dies gemeinsam mit den Müttern geschieht oder nicht, ist individuell zu entscheiden. Von Vorteil wäre es jedoch, gemeinsam mit den Müttern eine Wanddokumentation zu gestalten, um den Prozess nochmals sprachlich begleiten und visuell veranschaulichen zu können.
Hierfür werden folgende Materialien benötigt:
- buntes Mal- und Bastelpapier, in verschiedenen Größen
- Kleber, Schere, Tesafilm
- Abzüge von Bildern, die zuvor mit dem Fotoapparat fotografiert wurden
Tipp – Materialanschaffung
Die Anschaffung der benötigten Materialien kann beispielsweise in Form von Spendenaufrufen erfolgen, seien es nun finanzielle oder Sachspenden. Bei letzterem kann gezielt um noch benötigte, bzw. noch fehlende Materialien gebeten werden. Die von uns besuchte Unterkunft erklärte uns, dass gerade diese gezielten Sachspendenaufrufe ihrer Erfahrung nach sehr effektiv seien.
Ausblick
Aus diesem Projekt kann ein größeres, interkulturelles Projekt entstehen, indem der Kurs, bei Interesse, für den gesamten Stadtteil geöffnet wird.
- Das Vertrauen zu Sozialarbeiter/innen und ehrenamtlichen Helfer/innen kann genutzt werden, um den Kontakt mit Müttern außerhalb der Flüchtlingsunterkunft zu knüpfen.
- Ein neuer Raum außerhalb der Flüchtlingsunterkunft (z.B. Gemeindehaus), macht die Öffnung und aktive Integration sichtbar.
- Eventuelle Kooperationen mit bereits bestehenden Mutter-Kind-Kursen können eingegangen werden.
- Aus dem Babymassagekurs kann sich, beim Heranwachsen der Babys, letztendlich ein Mutter-Kind-Kurs entwickeln.
Literaturtipps
Laves, U. (2007): Liebe hautnah erleben. Ein begleitbuch für die Babymassage, infantastic Versand und Verlag: Hildesheim.
Pikler, E./ Tardos, A. u.a. (2007): Miteinander vertraut werden: Wie wir mit Babies und kleinen Kindern gut umgehen – ein Ratgeber für junge Eltern. Herder Spektrum: Freiburg, Basel, Wien.