Das Kinderhaus
Mit dem Kinderhaus haben Studentinnen des Studiengangs Frühkindliche Bildung und Erziehung der Pädagogischen Hochschule und der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg im Wintersemester 2016/2017 eine Traumkita entworfen, die zeigt, was sie sich für eine Kita wünschen und vorstellen können, die nicht ausschließlich ökonomischen Prinzipien folgt. Ihre Ideen für die Kita haben sie mit Hilfe einer Webseite, die sie mit wordpress. org gebaut haben, visualisiert. Fast alle sagten zu Beginn des Seminars, dass sie sich kaum vorstellen können, Medien in der Kita zum Thema zu machen – vor allem in alltäglichen Zusammenhängen. Mit dem Bau der Webseite hat sich das geändert.
Hintergrund
Über das Mögliche nachzudenken ohne als erstes zu fragen, was das kostet, fiel gar nicht so leicht. Die Studentinnen bildeten ein Team für ihre Traumkita, recherchierten und diskutierten verschiedene Ansätze und Konzepte von Montessori, Fröbel, Freinet und Pestalozzi. Zum Thema wurde die Waldorfpädagogik, der Situationsansatz, die Reggio-Pädagogik, Ansätze und Ideen zu Waldkindergärten, spielzeugfreien Kitas, die Beziehungsvolle Pflege nach Emmi Pikler, die Idee der Early Excellence Center, die Idee der Kinderläden und unterschiedliche Ideen und Konzepte zur Offenen Arbeit. Ausgehandelt wurde dann im Seminar, was aus diesen Ansätzen und Ideen für die eigene Kita am besten gefällt und Teil des eigenen Konzepts werden soll. Dabei wurden viele für die Kindheitspädagogik relevante Begriffe und ihre Bedeutungen verhandelt: interkulturelle Pädagogik, offene Arbeit, Inklusion, Partizipation oder auch Ganzheitlichkeit. Nicht alles hat sich hier geklärt, aber einiges. Das Ergebnis ihrer Diskussionen haben die Studentinnen mit Bildern und Texten auf einer Webseite, die sie für das Kinderhaus gestaltet haben, zum Ausdruck gebracht. Entdeckt haben die Studentinnen dabei die Möglichkeit, über die Gestaltung der Webseite sich selbst und ihre Vorstellungen zu artikulieren und damit ihrer pädagogischen Perspektive einen Ausdruck zu verleihen.
Zu sehen ist der Blick auf Kinder, aber nur selten der Blick von Kindern
Bevor die Studentinnen ihre eigene Seite anfingen zu bauen, haben sie im Netz andere Kita-Webseiten recherchiert und analysiert. Dabei stellten sie fest, dass diese häufig nicht vom Kita-Team selbst, sondern von den Trägern verantwortet werden. So geht ein Raum verloren und die Möglichkeit, sich öffentlich zu positionieren. Dabei geht es nicht nur um die eigene Sicht, sondern auch um die der Kinder, die – so fanden die Studentinnen heraus – auf vielen Webseiten nur abgebildet werden, aber sich selbst und ihre Interessen nicht zeigen können: Zu sehen ist der Blick auf Kinder, aber nur selten der Blick von Kindern und damit auf das, was sie in ihrer Kita erleben, entdecken und erfahren oder sich für ihre Kita wünschen.
Die eigene Sicht und eigene Themen präsentieren
Die Studentinnen haben daher für ihre Webseite Ideen entwickelt, wie sich Kinder gemeinsam mit dem Team den virtuellen Raum aneignen und in diesem ihre Sicht und Themen präsentieren können. Sie haben dafür vor allem Bilder entdeckt, die Kinder selbst gemalt haben, aber auch Audioaufnahmen, in denen Kinder von ihren Erfahrungen erzählen. Die Bilder, die sie für ihre virtuelle Traumkita verwendet haben, stammen zum Teil aus Kitas, in denen die Studentinnen aktuell arbeiten und Praktika absolvieren, von eigenen Kindern, oder es sind Bilder, die unter einer Creative Commons Lizenz erschienen sind, die die Studentinnen im Netz recherchiert haben, um ihre Ideen visualisieren zu können. Auf Fotospaziergängen haben die Studentinnen zudem Gebäude, Spielplätze, Parkanlagen, Spielorte und damit Räume für, aber auch von Kindern entdeckt und fotografiert.
Eine Webseite für das Kinderhaus
Eine Studentin hatte die Möglichkeit in einer Kita, in der sie aktuell arbeitet, zusammen mit Kindern zu fotografieren. Die Kinder zeigen mit ihren Bildern ihre Sicht auf die Welt; leider wurden die Bilder nicht für die Webseite frei gegeben, so dass sie hier nicht gezeigt werden können. Entstehen jedoch im Kita-Alltag Bilder oder auch Audioaufnahmen, deren Motive und Inhalt nicht die Kinder sind, sondern das, was sie sehen, ist eine Veröffentlichung der Bilder häufig unproblematisch, da mit der Dokumentation von Spuren im Sand, von Bauwerken, von entdeckten Insekten, Geräuschen im Wald oder auf der Baustelle keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Die Beteiligung der Kinder an der öffentlichen Darstellung dessen, was sie in ihrer Kita erleben, ist also möglich und schafft Anlässe für alltagsintegrierte Erfahrungen mit Medien: Gehört die Webseite dem Team und den Kindern, können sie ihre Entdeckungen in dieser Welt dokumentieren und mit anderen teilen. Möglich ist ein Ausdruck über Fotografien, Zeichnungen, Texte, Audio- und Filmaufnahmen; so entsteht eine Plattform mit Dokumenten, die immer wieder aufrufbar sind und so Kommunikation und Reflexionen in der Kita und darüber hinaus anregen können.