Unser Best-Of der Analysemethoden für Kinderzeichnungen

Im Rahmen unseres Seminars haben wir Bildanalyseverfahren von Neuß, Wopfner und Krenz kennengelernt. Aus diesen haben wir versucht die Aspekte auszuwählen, von denen wir meinen, dass sie dazu beitragen können, dass die Kinderzeichnung im pädagogischen Alltag als Medium wahrgenommen wird, das Kinder aktiv nutzen, um (Medien-)Erlebnisse zu bearbeiten, zu reflektieren und ordnen, aber auch um mit uns über diese zu kommunizieren.

1. Um Schnelldeutungen zu vermeiden, sind detaillierte Bildbeschreibungen ohne zu interpretieren notwendig. Leitfrage ist hier: Was ist auf dem Bild zu sehen? (siehe hierzu Neuß, aber auch Wopfner)

2. Statt Einordnungen, Bewertungen, normativen Äußerungen, ob Lob oder Verbesserungsvorschläge: Wir erfahren mehr, wenn wir uns auf Gespräche mit Kindern über ihre Bilder einlassen, in denen wir ihnen den Raum geben, ihr Bild selbst zu deuten. (Neuß)

3. Ein Blick auf den formalen Aufbau eines Bildes (Wopfner) kann uns zeigen, wie aussagekräftig Bilder von Kindern sein können, es wird deutlich, das Formen, Farben, Darstellungsweisen, Größen, Positionen im Bild etwas bedeuten.

4. Grapheme, Farbdeutungen, Formdeutungen (Krenz) – auch wenn Krenz Grapheme, Farben und Formen ausgehend von Therapien interpretiert hat und ihnen wohl zu eindeutige und zu festgelegte Bedeutungen zuschreibt, haben wir den Eindruck, dass auch sein Vorgehen den Blick auf Zeichnungen erweitern und vor allem für den vielseitigen Ausdruck, der sich in Zeichnungen von Kindern zeigt, sensibilisieren kann.

Beispiele für Grundbewegungen, Grapheme und besondere Merkmale in Kinderzeichnungen

Grundbewegung Schweben
• Personen/Gegenstände/Elemente befinden sich in der Mitte oder im oberen Bereich des Bildes,
• es sind kaum Ecken oder Kanten im Bild zu finden,
• es werden Symbole wie Wolken, Luftballons oder Federn verwendet,
• Linien verlaufen aufwärts, dann abwärts und wieder aufwärts…

Nach Krenz vermittelt sich über die Grundbewegung Schweben möglicherweise das Verlangen nach mehr Halt.

Grundbewegung Stehen:
• Auf dem Bild fallen vor allem gerade Linien auf,
• es gibt waagerechte und senkrechte Linien,
• Symbole, die im Bild auftauchen, können Bäume oder Häuser sein, die fest mit dem Boden verbunden sind.

Nach Krenz zeigt sich über diese Grundbewegung Stabilität und Stärke oder aber auch ein Fehlen eben dieser.

Grundbewegung Gehen
• Krenz beschreibt diese Grundbewegung über fortgesetzte oder angedeutete Auf- und Abwärtsbewegung,
• Zeichen im Bild sind entweder verbunden oder nebeneinandergesetzt,
• Personen werden häufig im Profil gezeichnet,
• gemalt wird eher im unteren Bilddrittel,
• es gibt mehr gerade Linien als Rundungen.

Nach Krenz zeigt sich über die Grundbewegung Aktivität, aber möglicherweise auch ein Aufgeregtsein.

Grundbewegung Hüpfen
• Auf den Bildern fallen weiche Formen auf, es tauchen wenig Ecken und Kanten auf,
• durch Linien wird Hüpfbewegung symbolisiert,
• auffällig sind nach Krenz kräftige Markierungen, die durch ein starkes Aufdrücken der Zeichen-/Malstifte entstehen.

Die Grundbewegung Hüpfen wird von Krenz als Ausdruck vo Kraft, aber auch Fröhlichkeit gelesen.

Auch bei Neuß gibt es Hinweise auf wiederkehrende Muster, an denen wir uns bei der Analyse von Kinderzeichnungen orientieren können, wie die Größe von Darstellungen: Wenn Kinder bestimmten Szenen oder Körperteilen eine Bedeutung beimessen, würdigen sie dies mit einer entsprechend großen Darstellung. (Vgl. Neuß, S. 95).

Beispiel „Die Schöne und das Biest“

 

Literatur:

  • Krenz, Armin (2010): Was Kinderzeichnungen erzählen. Kinder in ihrer Bildsprache verstehen. 3. Auflage, Dortmund: verlag modernes lesen.
  • Neuß, Norbert (2001). Kinderzeichnungen als Methode zur Reflexion von Medienerlebnissen. In: Aufenanger, Stefan & Six, Ulrike (Hrsg.). Medienerziehung früh beginnen. Themen, Forschungsergebnisse und Anregungen für die Medienbildung von Kindern. Bonn. S. 97-113.
  • Peez, Georg (2011): Kinder kritzeln, zeichnen und malen – Warum eigentlich? Von der Welt- und
    Selbsterkundung. In: Forschung aktuell (2). Online verfügbar unter www.forschung-frankfurt.unifrankfurt.de/36050772/10Peez.pdf, zuletzt geprüft am 26.06.2018.
  • Wopfner, Gabriele (2012). Zwischen Kindheit und Jugend – ein sehender Blick auf Kinderzeichnungen. Online abrufbar unter: https://journal-fuerpsychologie.de/index.php/jfp/article/view/238

von Leonie Stauch, Miriam Fink und Laura Mauthe

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